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vcn77-logo.png Die Deichstadtvolleys

Deichstadtvolleys: Emotionaler Abschied

Neuwied

Zum Abschied legte Hallen-DJ Dalpiaz die Abschiedshymne „Auld Lang Syne“ auf. Ein Augenblick großer Sentimentalität, denn damit schlossen die Neuwieder Deichstadtvolleys mit ihrem letzten Heimspiel nach sechs Jahren Zweiter und drei Jahren 1. Liga vorläufig die Tür zum Volleyball der Oberklasse hinter sich. Bundesliga-Volleyball war der Region und Teilen des alten Publikums nicht vermittelbar und somit letztlich nicht finanzierbar. Das Tagesresultat trat dem gegenüber in den Hintergrund. Im Nachbarschaftsderby gegen den VC Wiesbaden unterlag man mit 1:3 Sätzen (18:25, 21:25, 25:20, 21:25), holte aber - quasi als Bonbon - den schon lange ersehnten ersten Satz der Saison.

Willkommen und Abschied: Karla Fuchs wird von Neuwieder Nachwuchsspielerinnen begrüßt. Foto: Tobias JenatschekWillkommen und Abschied: Karla Fuchs wird von Neuwieder Nachwuchsspielerinnen begrüßt. Foto: Tobias Jenatschek

Wiesbaden war wie erwartet die stärkere Mannschaft mit wesentlich größerem Kader. Trainer Benedikt Frank schonte so zunächst die im Europacup strapazierten Spielerinnen. Seine Mannschaft dominierte aber die ersten beiden Sätze (18:25, 21:25), der erheblich reduzierte Neuwieder Kader ließ Trainer Yağlıoğlu wiederum keine großen taktischen Varianten. Dennoch blieb Neuwied stets auf Schlagweite, kam immer wieder zu gelungenen Angriffsaktionen, besonders erfolgreich hierbei war erneut die 18-jährige Amelie Strothoff mit 16 Punkten, sie wurde erneut zur besten Neuwieder Spielerin gewählt. Über ein Anschlussengagement in einer guten Mannschaft sollte sie sich keine Sorgen machen müssen.

Amelie Brockhoff blickt in eine gute Zukunft. Foto: Tobias JenatschekAmelie Brockhoff blickt in eine gute Zukunft. Foto: Tobias Jenatschek

Im dritten Satz erfüllte sich dann der lang gehegte Neuwieder Wunsch nach einem ersten Satzgewinn. Die mit 350 Zuschauer recht gut gefüllte Gymnasium-Turnhalle erlebte einen der besseren Neuwieder Sätze. Die Deichstadtvolleys kämpften leidenschaftlich um jeden Ball, übten mit ihrem Service Druck aus, entschieden so auch längere Ballwechsel und Blocksituationen für sich. Überhaupt war der Block das sprichwörtlich überragende Element: Nach Spielende standen 16 teils brutale Blockpunkte auf dem Konto der Deichstadtvolleys - im Vergleich dazu machte Wiesbaden in der Partie lediglich 7 Punkte per Block. Das Publikum erlebte noch einmal den Reiz der spektakulären Sportart - Spielerinnen und Tribüne bejubelten das 25:20 fast wie einen Sieg.

Signalwirkung hatte allerdings, dass Benedikt Frank zur Satzmitte die erfahrene Allroundwaffe Tanja Großer ins Spiel brachte: Neuwied war zum ernst zu nehmenden Gegner geworden.

Neuwied führte auch im vierten Durchgang zunächst 8:5 und 16:15 - ein Tiebreak schien bereits erreichbar, Wiesbadens Trainer Frank wechselte daher nach und nach die erste Garnitur ein, denn einen Punktverlust wollte man sich in der knappen Tabellensituation nicht leisten. So bekamen die Gäste allmählich die Partie wieder in den Griff, setzten sich vor der Crunchtime in Führung und schlossen das Match mit 25:21 ab. Das Publikum zeigte sich zufrieden und die Spielerinnen können stolz auf ihre kämpferische Leistung sein: Die Neuwiederinnen sind auf bestem Wege, wie versprochen die Liga „erhobenen Hauptes“ zu verlassen.

Die Deichstadtvolleys feierten einen emotionalen Abschied von ihrem Publikum . Foto: Tobias JenatschekDie Deichstadtvolleys feierten einen emotionalen Abschied von ihrem Publikum . Foto: Tobias Jenatschek

Die nächste Herausforderung ist das Spiel beim Dresdner SC am Mittwoch um 19 Uhr in der Margon Arena. Der endgültige Abschluss findet dann am Samstag 27.01. um 19.30 Uhr in Münster statt - darf sich die Halle am Berg Fidel noch einmal über zahlreiche Neuwieder Gästefans freuen?

Nach offiziellem Spielende baten Vereinsvorstand und Geschäftsführer Faupel Mannschaft, Trainerteam, Betreuerstab und Helfer auf das Spielfeld, um sich für den großen professionellen und ehrenamtlichen Einsatz rund um das beendete Projekt „Bundesliga für Neuwied“ zu bedanken. Besonderen Dank richtete man an das neue sachkundige Publikum, das auf der Abschiedsrunde seine Deichstadtvolleys wiederentdeckt hat und an die Sponsoren, die das Projekt großzügig und loyal gefördert haben. An beide Gruppen richtete das Führungsteam den Appell, den VC Neuwied und seine erfolgreiche Jugendabteilung auch in der Phase des Neuaufbaus zu unterstützen. „Es wird dann in Neuwied auch weiter attraktiven Volleyball geben können“, versprach Vorsitzender Lepki. In welcher Spielklasse das sein kann, hängt nicht zuletzt davon ab, welche Unterstützung verbleibt.

Eine Fanmail aus Kassel, die den Verein vor dem Spiel erreicht hatte, fasst viel zusammen: „Ich finde sehr traurig, dass wieder einmal ein ambitionierter Volleyballstandort unter den Bedingungen in den deutschen Volleyballligen ausscheiden muss. Ich hoffe sehr, dass Ihr es schafft, den Verein mit seiner guten Nachwuchsarbeit weitestgehend aus der Insolvenz „herauszuhalten“ und für die Zukunft wieder eine starke Damenmannschaft aufzubauen. Ihr seid ein sehr sympathischer Verein und habt, auch wenn der sportliche Erfolg sich leider nicht so eingestellt hat wie von Euch vermutlich erhofft, Spuren in der ersten Liga hinterlassen“.

Spuren hat die Zeit in Neuwied auch bei den Spielerinnen hinterlassen. „Es war trotz allem eine sehr schöne Zeit in Neuwied, war die Hauptaussage der sehr jungen Spielerinnen in persönlichen Gesprächen oder beim Autogrammschreiben für die vielen neuen jugendlichen Volleyballfans. Diese wollen sich zunächst eine Pause gönnen oder neuen Engagements entgegensehen. Es folgen zwei Auswärtsspiele – die Spielerinnen können den ehemaligen Bundesligastandort Neuwied wie versprochen „erhobenen Hauptes verlassen.

(hw)

Die Deichstadtvolleys:

Carla Fuchs, Amelie Strothoff, Finja Kurtz, Laura Broekstra, Laura Berger, Klara Single, Anna Hartig, Maya Sendner; Kristin vom Schemm; Trainer: Tigin Yağlıoğlu