Deichstadtvolleys machen Musik
Neuwied Erst eine knappe halbe Woche ist es her, dass müde Deichstadtvolleys im Heimspiel gegen Münster sang- und klanglos untergingen und einen möglichen Satzgewinn aus der Hand gaben. Am Samstagabend erlebten die Neuwieder Zuschauer ein kämpferisches Comeback mit Musik.
Begonnen hatte die Partie besinnlich: Es fand wie in allen anderen Bundesligahallen eine Schweigeminute als Protest gegen die russische Aggression in der Ukraine statt. Dann aber begann eine unterhaltsame Partie in Stammformation, mit Madelyn Halteman im Zuspiel und zunächst Lauren Matias im Außenangriff: Die Partitur ist bekannt: Neuwied versuchte es mit scharfen und platzierten Aufschlägen, um den variablen Suhler Angriff zu beschränken. Das gelang in der Anfangsphase mit wechselndem Erfolg, doch arbeitete man sich über ein 5:8 durch erfolgreiche Aufschläge, besonders von Rachel Anderson, später zur besten Neuwieder Spielerinnen gewählt, auf 9:9 heran. Durch eine Aufschlagserie von Maddy Halteman ging man sogar mit 12:10 und 13:11 in Führung. Die Neuwieder Angreiferinnen konnten von ihrer Zuspielerin gut in Szene gesetzt werden und bedankten sich mit Punkterfolgen. Suhl hatte seinerseits jetzt mehr Fortune mit seinen Aufschlägen und kam so immer häufiger zum Zug. Keine der beiden Mannschaften konnte sich aber den vorentscheidenden Vorteil verschaffen und so entwickelte sich die Partie mit Musik. Zum einen brachte ein neuer DJ Vielfalt in die Halle, zum anderen merkten die dergestalt erweckten Zuschauer, dass sie heute die Gastgeberinnen von ihrer besten Seite erleben durften und gingen temperamentvoll mit: Als Alexis Conaway und Rachel Anderson aggressiv punkteten oder Sarah Kamarah sich mit dem generischen Block duellierte. Erst ab dem 20:20 konnten die Suhler Wölfe entkommen. Bei längeren Ballwechseln war der Erfolg häufiger auf Seiten der erfahreneren Suhlerinnen mit ihren überlegenen Außenangreiferinnen. 23:25, schade aber nicht ehrenrührig.
In der Begegnung blieb Musik, Neuwied spielte seine Partitur recht erfolgreich und zwang Trainer Hollósy schon früh zur ersten Auszeit. Mit Erfolg, denn die Thüringerinnen beschleunigten jetzt erneut und verschafften sich bis zur 2.Wischpause 4 Punkte Vorsprung, ohne die Neuwiederinnen vorentscheidend distanzieren zu können. Sehenswerte Kombinationen aus guter Annahme hielten die Musik am Laufen, die Spielerinnen tanzten in der Auswechselzone mit. „Das hilft uns, die Energie bis zu unserem Einsatz auf dem Feld hochzuhalten“, verriet Taylor Slover. Lange durfte sie allerdings nicht mehr als Cheerleaderin agieren, denn beim 17:20 kam ihr Einsatz, für den sie sich sofort mit einem erfolgreichen Angriff bedankte. Jetzt machte Maddy Musik mit ihren Aufschlägen, darunter zwei Assen, Taylor verwertete sich ergebende Chancen, als erfolgreiches Duett der California Girls, der DJ antwortete mit einer flotten Jingleversion von Scott McKenzies Traditional „San Francisco“, - ein As von Maddy Halteman beendete den Satz zum 25:20, keinen hatte es mehr auf dem Sitz gehalten – Bundesligaatmosphäre im ehrwürdigen Rhein-Wied-Gymnasium… „I like to win sets – ich gewinne halt gerne Sätze“, kommentierte Slover ihren erfolgreichen Einsatz.
In der Halle hatte man den Eindruck, dass nach dem Satzausgleich noch etwas möglich wäre. Dass daraus dann doch nichts wurde, lag besonders an einer Tempoverschärfung Suhls, das immer dann Erfolg hatte, wenn Neuwieds Risikospiel stockte. Längere Ballwechsel mündeten meist in einen Suhler Erfolg, da die Thüringerinnen ihre Chancen konsequenter verwerteten. Neuwied zog mit 21:25 den Kürzeren, hatte aber nicht enttäuscht.
Immer noch bestand Hoffnung für Neuwied, das weiter für Spannung und Ambiente in der Halle sorgte. Suhl hatte zwar zunächst einen kleinen Punktvorsprung, doch egalisierte Neuwied diesen bis zur zweiten technischen Auszeit, führte sogar mit 23:21, das Publikum stand wieder, musste aber erleben, dass in der spielentscheidenden Phase die erfahrenere Mannschaft dirigiert. Es waren die Suhler Außenangreiferinnen (Roxanne Wibling erhielt die MVP-Medaille), die ihre Punktchancen brutal konsequent nutzten. 24:26, schade, ein Punktgewinn gegen die Favoritinnen war nicht unmöglich…
So zollte Suhls Libera Elisa Lohmann den Gegnerinnen Respekt: „Neuwied hat großen Kampfgeist gezeigt, dem mussten wir standhalten und selbst kämpfen!“ Dirk Groß pflichtete ihr bei: „Gegen ein Topteam haben wir heute unser bestes Spiel geliefert und müssen trotzdem nur mit einem Satzgewinn zufrieden sein. Schade, dass wir uns nicht mit einem Punkt belohnen konnten, aber es ist der Kampf, der uns auszeichnet!“ Spielführerin Sarah Kamarah fühle sich nach dem 6.Spiel in zwei Wochen „wie von einem Auto überrollt, aber“, so fügt sie an, „wollen wir immer so gut spielen, wie wir können und alles geben“. Deshalb darf man auch stolz auf das Team aus deutschen, kalifornischen und Midwest-Spielerinnen sein, die auf dem Feld gemeinsam für Musik gesorgt, in der Mannschaftszone gemeinsam getanzt und den Zuschauern einen spannenden Erstligaabend gegönnt hatten.
Für die Deichstadtvolleys bleibt wenig Zeit zur Rekreation, schon am Mittwoch, 2.3. um 19 Uhr ist man in der Ballsporthalle Vilsbiburg und bei sport1extra zu Gast.
(hw)
Die Deichstadtvolleys:
Church, Pollard, Marciniak, Henning, Conaway, Anderson, Halteman, Bevan-Matias, Kamarah, Slover, Barke, Watson; Trainer: Dirk Groß
VfB Suhl LOTTO Thüringen:
Kadiku, Wiblin, Harbin, Meis, Sunjic, Meijers, Haneline, Lohmann, Pallag, Jaksetic, Prosvirina, de Zwart; Trainer: Laszlo Hollósys